Blackout in Deutschland – Sind PV-Anlagen schuld?

In den Medien kursieren Berichte über mögliche Stromausfälle durch erneuerbare Energien. Aber was steckt dahinter? Hier erfährst du, ob PV-Anlagen unser Netz destabilisieren oder ob ganz andere Faktoren für eine potenzielle Energiekrise verantwortlich sind.

Der Mond leuchtet über einem Strommast in Deutschland das von einem Blackout betroffen ist

Stell dir vor die Sonne ist nicht der Heilsbringer der Energiewende, sondern führt zu Blackouts und Stromausfällen.

Wenn die Sonne auf Deutschland scheint, produzieren Solaranlagen günstigen PV-Strom, der dann verbraucht wird. Können die Verbraucher, wie Wärmepumpen oder Elektroautos nicht mehr bedient werden, weil sie bereits “voll” sind, wird der Überschussstrom im PV Speicher gespeichert.

Aber was, wenn der Speicher voll ist? Dann wird der Überschussstrom ins Netz geleitet. Was aber, wenn die Netze überlastet sind? Kann es dann zu Stromausfällen und einem großflächigen Blackout in Deutschland kommen? Was ist das und wie kann man ihn verhindern? Wir wagen den Weg ins Dunkle.

Das wichtigste in Kürze:

  • Blackout vs. Stromausfall: Ein Blackout ist ein unkontrollierter, großflächiger Stromausfall über längere Zeit, während ein Stromausfall meist lokal und kurzfristig ist.
  • Ist ein Blackout in Deutschland realistisch? Die Versorgungssicherheit ist hoch. Der letzte größere Blackout in Deutschland war 2005 durch Schneefälle verursacht.
  • Sind PV-Anlagen eine Gefahr für die Netzstabilität? Nein. Photovoltaikanlagen entlasten das Netz durch Eigenverbrauch. Probleme entstehen eher durch unzureichenden Netzausbau und nicht durch Solarstrom.
  • Was sind die eigentlichen Herausforderungen? Netzengpässe durch unzureichenden Ausbau der Stromnetze, insbesondere für große Freiflächenanlagen.
  • Wie kann man sich auf einen Stromausfall vorbereiten? PV-Anlagen mit Speicher und Notstromfunktion bieten Versorgungssicherheit bei Netzausfällen.
  • Lösung für stabile Netze: Ausbau der Speicherkapazitäten und intelligente Steuerung durch Smart Meter statt Begrenzung von Solarstrom.

Blackout vs. Stromausfall: Wo liegt der Unterschied?

Bei der Begriffsdefinition rund um Blackouts muss man eigentlich unterscheiden. Denn Blackout ist nicht gleich Blackout.

Unter einem Blackout versteht man einen nicht steuerbaren und unvorhersehbaren Ausfall, bei dem der Strom flächendeckend für eine längere Zeit ausfällt. Dabei können die Versorgungsausfälle, sowie deren Auswirkungen auch in essenziellen Infrastrukturen wie Krankenhäusern spürbar sein. Für solche Fälle gibt es aber in ebendiesen Orten Notstromaggregate, die eine Stromversorgung für einige Tage gewährleisten könnten.

Der Unterschied zum Stromausfall ist simpel.

Ein Stromausfall dauert meist nur wenige Minuten und ist oftmals auf eine kleine Fläche wie ein Haus oder eine Gewerbeeinheit beschränkt. Sind ganze Nachbarschaften oder gar eine Stadt betroffen, spricht man wiederum von einem Blackout.

In den letzten Diskursen rund um die Thematik des Blackouts war auch immer häufiger von Brownouts die Rede. Diese sind nach Definition der Bundesnetzagentur bewusst herbeigerufene und lokal begrenzte Abschaltungen von Strom.

Das Rückgrat der Energieversorgung: So funktioniert unser Stromnetz

Unser Stromnetz ist ein komplexes, mehrstufiges System, das in Europa eng miteinander verknüpft ist. Das Übertragungsnetz transportiert Strom mit hoher Spannung über weite Strecken, während das Verteilnetz ihn in die Regionen leitet und das Niederspannungsnetz schließlich Haushalte versorgt. Durch die Energiewende hat sich die Struktur verändert: Früher kam der Strom aus zentralen Kraftwerken, heute speisen Millionen dezentrale PV- und Windkraftanlagen ein. Diese Umstellung erfordert einen modernen Netzausbau und intelligente Steuerungssysteme, um Schwankungen auszugleichen und eine stabile Versorgung zu gewährleisten.

Europas Verbundnetz hilft dabei, Engpässe auszugleichen und die Netzstabilität zu sichern.

💡Schon gewusst? So lang ist das deutsche Stromnetz

Das deutsche Stromnetz ist 1,7 Millionen Kilometer lang und führt durch die gesamte Bundesrepublik. Damit die Glühbirne bei dir im Haus schlussendlich brennt muss der Strom, welcher von PV Anlagen, Windkraftanlagen oder fossilen Energieträgern erzeugt wird, durch diese Leitungen geführt werden.

Das Blackout-Risiko in Deutschland ist gering

Die Versorgungssicherheit in Deutschland zählt zu den höchsten weltweit. Ein Blackout – also das Szenario eines unkontrollierten, langanhaltenden Stromausfalls in einem größeren Gebiet – ist äußerst unwahrscheinlich. Länger anhaltende und großflächig ausgebreitete Stromausfälle hat es in Deutschland nur selten gegeben.

Der letzte aufgezeichnete Blackout in Deutschland war 2005 im November, als massive Schneefälle im Münsterland für kaputte Stromleitungen sorgten. Damals konnte die Stromversorgung zum Beispiel vier Tage lang nicht gewährleistet werden. In Europa war der letzte Blackout ein Jahr später, im November 2006.

Historische Ereignisse und aktuelle Einschätzungen

Die Unwahrscheinlichkeit eines Blackouts für das deutsche Stromnetz hat auch der Stresstest des Bundeswirtschaftsministeriums bestätigt. Dabei wurden vier Netzbetreiber (von Übertragungsnetzen) damit beauftragt ihre Netze zu prüfen.

Das Ergebnis: Selbst in einem angespannten Winterszenario (Winter 2022/2023) könnte die Energieversorgung stabil gehalten und die Haushalte mit Energie versorgt werden.

Ein Blick auf die Zahlen zeigt, wie gering das Risiko tatsächlich ist: Im Jahr 2023 betrug die durchschnittliche Stromunterbrechungsdauer in Deutschland pro Haushalt nur 13 Minuten – ein Wert, der sich in den letzten zehn Jahren kaum verändert hat. Zum Vergleich: In vielen anderen Ländern sind mehrere Stunden Stromausfall keine Seltenheit. Möglich macht das ein starkes, europaweit vernetztes Stromsystem, das Schwankungen zuverlässig ausgleicht und so die Versorgungssicherheit gewährleistet.

Stromunterbrechung in Deutschland (pro Kunde in Minuten)

Sind PV-Anlagen eine Gefahr für die Netzstabilität?

Seit geraumer Zeit kursiert nun der Mythos, dass Photovoltaikanlagen auf Einfamilienhäusern eine übermäßige Gefahr für die Stromnetze damit also auch für Blackouts oder Stromausfälle seien.

Betrachten wir doch einmal die Gründe für die letzten herbeigeführten Blackouts. 2005 im Münsterland war der massive Schneefall und der damit verbundene Einsturz der Oberleitungen schuld am Blackout. 2006 bei Europas letztem aufgezeichneten Blackout war es hingegen eine Fehlschaltung in einem Umspannwerk, die dazu führte, dass Europas Stromleitungen kurzzeitig im Dunklen waren. Das Problem war nie die mangelnde oder gar übermäßige Stromversorgung aus verschiedenen Quellen.

Daher lässt sich auch getrost sagen, dass Photovoltaikanlagen keine Gefahr für die Stromnetze darstellen. Heutzutage wird der Großteil des Solarstroms von PV-Anlagen direkt vor Ort im Einfamilienhaus verbraucht. Dadurch bleibt die Netzbelastung überschaubar, da nur überschüssiger Strom eingespeist wird.

Warum dezentrale Photovoltaikanlagen das Netz entlasten

Das liegt daran, dass sich die Funktionsweise von PV-Anlagen seit den Anfängen des EEGs grundlegend verändert hat. Früher waren sie vor allem als Volleinspeiseanlagen konzipiert, doch heute stehen Eigenverbrauch und Autarkie im Fokus. Während Volleinspeiseanlagen eine hohe Netzkapazität beanspruchen, entlasten Eigenverbrauchsanlagen das Netz erheblich.

Ein entscheidender Treiber dieses Wandels ist die gesunkene Einspeisevergütung. In den Anfangsjahren des EEGs erhielten Betreiber über 50 Cent pro Kilowattstunde, heute sind es nur noch 8,2 Cent/kWh. Es lohnt sich also mehr denn je, den Solarstrom selbst zu nutzen, anstatt ihn ins Netz einzuspeisen.

Die Behauptung, PV-Anlagen würden die Netze übermäßig belasten, ist daher irreführend. Es sind unkontrollierte PV Anlagen, die für eine starke Belastung der Netze, sorgen.

Freiflächenanlagen und die unterschätzte Netzbelastung

Ein Blick auf die Ausbauzahlen von 2024 verdeutlicht das eigentliche Problem: Über 16 Gigawatt Peak (GWp) neue Photovoltaikleistung wurden installiert – weit mehr als das Ziel der Bundesregierung von 13 GWp. Doch dieser Zubau ist ungleich verteilt.

Wer auf deutschen Autobahnen unterwegs ist, sieht sie oft: riesige Freiflächenanlagen, die sich über Kilometer erstrecken. Genau dort konzentriert sich der größte Teil des Photovoltaik-Zubaus.

Für Projektentwickler sind diese Anlagen ein lukratives Geschäft: Mit günstigen chinesischen Modulen und ausländischen Montagetrupps lassen sich die Parks kosteneffizient realisieren und mit einer guten Marge an Investoren weiterverkaufen. Doch ein entscheidender Punkt wird dabei oft übersehen: Diese Anlagen stehen meist weit entfernt von den Orten, wo der Strom tatsächlich gebraucht wird.

Das bedeutet: Der dort erzeugte Solarstrom muss über weite Strecken durch das Netz transportiert werden – eine Herausforderung, die das Netz stark belastet.

Netzengpässe statt Blackouts: Warum fehlende Infrastruktur das eigentliche Problem ist

Wie wir vorhin gesehen haben, lagen die Gründe für Blackouts in der Vergangenheit nicht bei der Stromerzeugung, sondern beim mangelnden Netzausbau. Der notwendige Netzausbau wurde schlichtweg nicht rechtzeitig umgesetzt. Während Solarkapazitäten rasant zunehmen, bleiben die Übertragungs- und Verteilnetze hinter der Entwicklung zurück.

Statt also PV-Anlagen für eine vermeintliche Instabilität verantwortlich zu machen, sollte die Diskussion auf den dringend notwendigen Ausbau der Stromnetze und Speicherkapazitäten fokussiert werden. Denn eines ist klar: Solarstrom ist nicht das Problem – es fehlt an der Infrastruktur, um ihn effizient zu nutzen.

Kann man sich für einen Blackout wappnen?

Ein Blackout ist ein unvorhersehbarer und nicht kontrollierbarer Ausfall der Stromversorgung aufgrund von verschiedensten Problemen. Die dezentrale Energieerzeugung mit einer PV Anlage hat den Vorteil, dass der Strom, welcher vom Dach kommt, direkt für die Versorgung des Hauses verwendet werden kann. PV-Anlagen mit Batteriespeicher und Notstromfunktion ermöglichen es, den selbst erzeugten Strom auch dann zu nutzen, wenn das öffentliche Netz ausfällt. Sie bieten also die perfekte Vorbereitung für einen größerflächigen Stromausfall. Inwiefern sich das lohnt muss bei jedem Projekt individuell betrachtet werden, da Stromspeicher mit Notstrom, aufgrund ihrer Zusatzfunktion zusätzliche Kosten mit sich bringen.

Die Lösung: Speicherausbau

Der Netzausbau wurde in den vergangenen Jahren vernachlässigt – als Folge daraus stehen wir nun an einem Problempunkt. Um die Energiewende dennoch erfolgreich voranzutreiben, müssen nun praktikable Lösungen in den Fokus rücken. Zwei besonders naheliegende Ansätze bieten hier großes Potenzial.

Zum einen sollten ältere PV-Anlagen, insbesondere jene aus der Zeit vor 2009, verstärkt auf Eigenverbrauch umgerüstet werden können. Allein im Jahr 2009 wurden 3,8 Gigawatt an Photovoltaikleistung installiert – ein enormes Potenzial für die Netzentlastung. Würden entsprechende Regelungen geschaffen, die es den Besitzern dieser Anlagen ermöglichen, kostengünstig auf eine dezentrale Energieversorgung umzusteigen, könnte ein erheblicher Teil des erzeugten Stroms direkt vor Ort genutzt und die Netze entlastet werden.

Zum anderen bleibt das Potenzial von Stromspeichern oft ungenutzt – ein Fehler in der aktuellen Debatte. Während große Speicherlösungen für Freiflächenanlagen erst langsam ausgebaut werden, liegt der größte Hebel in der dezentralen Energieerzeugung. Millionen Haushalte mit PV-Anlagen könnten mit Stromspeichern, Wärmepumpen und Elektroautos ihren Eigenverbrauch maximieren und so das Netz entlasten. Eine PV-Anlage allein reduziert bereits die Netzeinspeisung, doch erst in Verbindung mit einem Speicher wird überschüssiger Strom gezielt für den späteren Verbrauch genutzt, statt unkontrolliert ins Netz zu fließen.

Solarspitzengesetz und Smart Meter Umbau

Mit dem Solarspitzengesetz, das Anfang 2025 von der scheidenden Bundesregierung verabschiedet wurde, werden neue Anreize für den Eigenverbrauch von Solarstrom geschaffen. Eine zentrale Regelung sieht vor, dass Solaranlagen künftig keine Einspeisevergütung mehr erhalten, wenn die Strompreise an der Börse negativ sind. Damit entfällt die Vergütung an diesen Tagen, allerdings wird die Ausfallzeit an die ursprüngliche 20-jährige Vergütungsdauer angehängt. Diese Maßnahme soll PV-Anlagenbesitzer dazu motivieren, an sonnenreichen Tagen mehr Strom selbst zu verbrauchen oder zu speichern, anstatt ihn ins Netz einzuspeisen.

Warum Netzausbau und Smart Meter wichtiger sind als Begrenzungen

Gerade dann, wenn besonders viel Solarstrom produziert wird, sind die Netze oft stark ausgelastet – die Regelung hilft also dabei, Überlastungen im Netz zu vermeiden und die Stromnachfrage flexibler zu gestalten. Damit Anlagenbesitzer ihren Strom optimal nutzen und gezielt ins Netz einspeisen oder sogar ihre Speicher aus dem Netz beladen können, braucht es jedoch intelligente Messsysteme (Smart Meter). Das Gesetz schreibt deshalb vor, dass neue PV-Anlagen bis zur Installation eines Smart Meters auf 60 % ihrer Einspeiseleistung begrenzt werden. Erst wenn das intelligente Messsystem in Betrieb ist, kann die Netzeinspeisung dynamisch gesteuert und die Regelung zur Nichteinspeisung bei negativen Strompreisen korrekt umgesetzt werden.

Fazit: Die Probleme liegen im Netzausbau nicht bei den PV Anlagen

Wie du siehst, sind Photovoltaikanlagen auf Einfamilienhäusern nicht das Problem – die eigentlichen Herausforderungen liegen ganz woanders. Die Versäumnisse der vergangenen Jahre, insbesondere beim Netzausbau und der Netzsteuerung, holen uns nun ein. Statt PV-Anlagen als Sündenböcke für die Ursache möglicher Blackouts und Stromausfälle hinzuhängen, sollte der Fokus auf die fehlende Infrastruktur und unregulierte Einspeisung großer Freiflächenanlagen gerichtet werden.

Doch wo eine Herausforderung ist, gibt es auch Lösungen. Smart Meter und intelligente Steuerungssysteme ermöglichen es, PV-Anlagen besser an zukünftige Entwicklungen anzupassen – sei es durch dynamische Stromtarife, flexible Netzentgelte oder innovative Marktmechanismen. Damit kann nicht nur die Netzbelastung reduziert, sondern auch das volle Potenzial der erneuerbaren Energien effizient genutzt werden.

Die Energiewende erfordert mehr als nur den Ausbau erneuerbarer Energien – sie braucht ein modernes, flexibles Stromsystem, das mit der neuen Realität Schritt hält.